Die Zerbrochene Vase

The Broken Vase: Emily accidentally breaks her grandmother’s favorite vase. In her effort to replace it, she uncovers a family secret and helps her grandmother in an unexpected way. A story written in easy German.

Die Zerbrochene Vase
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Teil 1: Das Unglück

Emily liebte es, die Ferien bei ihrer Großmutter zu verbringen. Das alte Haus war voller interessanter Dinge, und Großmutter hatte immer Zeit für Geschichten und Spiele. An diesem sonnigen Nachmittag war Emily besonders aufgedreht. Sie hatte gerade ein köstliches Mittagessen mit selbstgebackenen Keksen genossen und platzte fast vor Energie.

Im Wohnzimmer drehte sich Emily im Kreis und sang dabei ein Lied, das sie in der Schule gelernt hatte. Ihre Arme schwingen wie Flügel, und ihr langes Haar flog hinter ihr her. Sie stellte sich vor, eine Ballerina auf einer großen Bühne zu sein, und ihr Publikum jubelte ihr zu.

Vertieft in ihre Fantasiewelt, bemerkte Emily nicht den kleinen, runden Teppich in der Mitte des Raumes. Ihr Fuß verfing sich darin, und bevor sie wusste, was geschah, verlor sie das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Mit einem erschrockenen Schrei streckte sie die Arme aus, um sich abzustützen. Ihre Hände trafen den kleinen Tisch neben dem Sofa, auf dem die Lieblingsvase ihrer Großmutter stand.

Die Vase, ein Erbstück von Emilys Ururgroßmutter, war aus feinem Porzellan gefertigt und mit zarten Blumen bemalt. Sie war ein wahres Kunstwerk und wurde von Großmutter wie ein Schatz gehütet. Doch jetzt, durch Emilys unglücklichen Sturz, kippte die Vase vom Tisch und fiel mit einem ohrenbetäubenden Knall auf den harten Holzboden.

Emily hielt den Atem an, als sie die Scherben sah, die überall verstreut lagen. Ein Gefühl von Scham und Angst breitete sich in ihr aus. Tränen traten in ihre Augen, und sie wusste nicht, was sie tun sollte.

Teil 2: Die Suche nach Ersatz

Für einen Moment stand Emily wie erstarrt da, ihre Augen auf die Scherben gerichtet. Die Welt schien stillzustehen, als sie das Ausmaß ihres Missgeschicks realisierte. Ihr Herz klopfte wie wild, und ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf. Doch da fiel ihr ein, dass ihre Großmutter bald von ihrem Spaziergang zurückkehren würde. Panik erfasste sie. Was würde Großmutter sagen? Würde sie Emily für immer böse sein?

Mit zitternden Händen begann Emily, die Scherben aufzusammeln. Sie wusste, dass die Vase nicht mehr zu retten war, aber vielleicht konnte sie die Bruchstücke zusammenkleben, so dass es nicht ganz so schlimm aussah. Doch je mehr sie aufsammelte, desto klarer wurde ihr, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen war. Die Vase war in zu viele Teile zerbrochen.

Plötzlich hatte Emily eine Idee. Sie würde einen Ersatz für die Vase besorgen! Vielleicht konnte sie eine finden, die der alten Vase ähnelte, und Großmutter würde den Unterschied gar nicht bemerken. Mit neuer Entschlossenheit wischte Emily ihre Tränen weg und rannte in ihr Zimmer, um ihren Geldbeutel zu holen.

Im Internet suchte sie nach Antiquitätengeschäften in der Nähe. Sie fand einen Laden, der vielversprechend aussah, und machte sich sofort auf den Weg. Der Laden war vollgestopft mit alten Möbeln, Schmuck und Porzellanfiguren. Emily suchte sorgfältig die Regale ab, in der Hoffnung, eine Vase zu finden, die ihrer Großmutters Vase ähnelte. Aber nichts schien zu passen.

Entmutigt wandte sich Emily an den Ladenbesitzer, einen freundlichen älteren Mann mit Brille. Sie erklärte ihm, was passiert war und dass sie dringend einen Ersatz für die zerbrochene Vase brauchte. Der Mann nickte verständnisvoll und führte sie zu einem Regal im hinteren Teil des Ladens. Dort stand eine Vase, die Emilys Herz schneller schlagen ließ. Sie war fast identisch mit der Vase ihrer Großmutter!

Doch als Emily den Preis sah, wurde ihr klar, dass sie sich diese Vase niemals leisten konnte. Sie hatte ihr gesamtes Taschengeld dabei, aber es war nicht annähernd genug. Emily dankte dem Ladenbesitzer und verließ den Laden mit hängenden Schultern. Ihre letzte Hoffnung war zunichtegemacht worden.

Was sollte sie jetzt tun?

Teil 3: Das Familiengeheimnis und die unerwartete Hilfe

Emily schlenderte niedergeschlagen durch die Straßen, ihre Gedanken kreisten immer wieder um die zerbrochene Vase und die unmögliche Aufgabe, sie zu ersetzen. Sie hatte ihr Bestes versucht, aber es schien, als gäbe es keinen Ausweg aus dieser Situation.

Als sie sich dem Haus ihrer Großmutter näherte, sah sie, dass diese bereits auf der Veranda saß und ein Buch las. Emily atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. Sie beschloss, ihrer Großmutter sofort die Wahrheit zu sagen.

"Großmutter", begann Emily mit zitternder Stimme, "etwas Schreckliches ist passiert. Ich habe deine Lieblingsvase zerbrochen."

Großmutter sah von ihrem Buch auf und musterte Emily mit einem liebevollen Blick. "Oh, mein Schatz", sagte sie sanft, "ist dir etwas passiert?"

Emily schüttelte den Kopf. "Nein, mir geht es gut. Aber die Vase..." Ihre Stimme brach, und Tränen liefen ihr über die Wangen.

Großmutter legte ihr Buch beiseite und zog Emily in eine warme Umarmung. "Komm her, mein Kind", flüsterte sie. "Erzähl mir alles."

Emily erzählte ihrer Großmutter von ihrem unbeschwerten Tanz, dem Sturz und dem schrecklichen Moment, als die Vase zerbrach. Sie erzählte ihr auch von ihrer Suche nach einem Ersatz und wie sie eine Vase gefunden hatte, die fast identisch war, aber viel zu teuer für sie.

Großmutter hörte geduldig zu, während Emily ihre Geschichte erzählte. Als Emily fertig war, lächelte Großmutter sanft und strich ihr über das Haar. "Emily", sagte sie, "es tut mir so leid, dass du dir so viele Sorgen gemacht hast. Aber du musst wissen, dass die Vase nicht so wichtig ist, wie du denkst."

Emily sah ihre Großmutter verwirrt an. "Aber sie war doch dein Lieblingsstück", stammelte sie. "Du hast sie immer so sorgfältig gepflegt."

Großmutter nickte. "Das stimmt", sagte sie, "aber ich habe sie nicht wegen ihres materiellen Werts gepflegt. Diese Vase war ein Geschenk meiner Großmutter, deiner Ururgroßmutter. Sie hat sie von ihrer Mutter bekommen, und so weiter. Die Vase ist ein Symbol für unsere Familiengeschichte, für die Liebe und Verbundenheit, die uns über Generationen hinweg verbindet."

Emily war verblüfft. Sie hatte nie darüber nachgedacht, dass die Vase mehr als nur ein schönes Objekt sein könnte.

Großmutter fuhr fort: "Der wahre Wert der Vase liegt nicht im Porzellan, sondern in den Erinnerungen und Geschichten, die sie in sich trägt. Und diese Erinnerungen, mein Schatz, können niemals zerbrechen."

Emily spürte, wie sich eine Last von ihren Schultern löste. Sie verstand jetzt, dass der Verlust der Vase nicht das Ende der Welt bedeutete. Was wirklich zählte, war die Liebe und Verbundenheit, die sie mit ihrer Familie teilte.

"Danke, Großmutter", flüsterte Emily und umarmte sie fest. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte, aber sie hatte auch eine wertvolle Lektion gelernt. Und das war unbezahlbar.

Vocabulary

Vocabulary/Phrases from the Story:

  • zerbrochene Vase: broken vase
  • Ururgroßmutter: great-great-grandmother
  • Porzellan: porcelain
  • Scherben: shards, pieces
  • zusammenkleben: to glue together
  • Ersatz: replacement
  • Antiquitätengeschäft: antique shop
  • Taschengeld: pocket money
  • niedergeschlagen: dejected, downcast
  • Veranda: porch, veranda
  • mustern: to examine, to scrutinize
  • umarmung: hug, embrace
  • unbeschwert: carefree, lighthearted
  • Verbundenheit: connection, bond
  • Erbstück: heirloom